Montag, 25. März 2013

Die Sache mit dem Fahrrad

"I want to ride my bicycle, I want to ride my bike. I want to ride my bicycle, I want to ride..." (Sing along altogether!! Biiiiiiiiiiiiiiiiiiiicycle!!!...jup I love that song)

Ich glaube einer meiner lieblings Geschichten ist die Sache mit dem Fahrrad.
Indische Fahrräder haben ja so ihren eigenen Charakter wie wir feststellen mussten (und wie es bestimmt inzwischen ja auch schon durchgesickert ist *seuftz*). Direkt von Anfang an warnte man(n) (und Frau) uns vor der Kurzlebigkeit und der Reparationsliebe der indischen Fahrräder. Im Grunde sollte man immer damit rechen. So hieß es zumindestens.
Ihr könnt euch also meine Freude vorstellen, als mein geliebtes Fahrrad es problemlos durch die erste Woche machte. (Quietschige Pedalen und quietschiger Sattel zählen nicht. Und nur halb funktionierende Bremsen auch nicht. Dafür hat man ja ne Klingel, nicht wahr!?).
Ich befand mich also gerade auf dem Rückweg von Shantiniketan (zur Erinnerung: ~8-10km zu unserem Dorf) und ich weiss zwar nicht mehr genau warum, aber ich hatte den Fehler gemacht mich für halb zwei Nachmittags auf meine Rückreise zu machen. Von ein Uhr bis um vier Uhr herrscht in Indien Mittagspause. Ich verstehe inzwischen warum.

Riding through the mid-day heat
 Jedenfalls war ich gerade aus der Stadt raus und in der Umgebung, als ich merkte das irgendetwas nicht mit meinem Hinterreifen stimmte. Nach einem kurzen Check sah aber eigentlich alles ganz normal aus. Also fuhr ich weiter.
Aber irgendwie ging es doch nicht. Langsam fing ich mich nach Menschen oder Shops umzusehen. Aber erinnert ihr euch? Halb zwei! Nichts war offen...und das würde so bleiben. Bis vier. Also strampelte ich mich weiter bis ich kurz vor beginn unseres Feldwegs (Also des aktuellen Feldweges, nicht des inofiziellen) merkte woran es lag. Mein Hinterreifen war platt. So platt. Platter hätte er wirklich nicht mehr sein können.
(Und hier eine kurze Zwischenbemerkung. Vielleicht hilft es euch, euch ein indisches Fahrrad besser vorzustellen wenn ih wisst, dass ich nicht auf anhieb gemerkt habe, dass der Reifen platt war! Also um genau zu sein: Ich fuhr mit einem platten Reifen ca. 1km bis ich wirklich bemerkte das es an dem platten Reifen lag...lange Rede kurzer Sinn :P und ganz viele "Platt's" anyway....back to the stroy)

Also stieg ich ab und begann zu schieben. Nachmittags um halb zwei. Und mein Wasser hatte ich in dem Stop davor ausgetrunken.
Es wurde heiß. Und heißer. Und damit meine ich: Die indische Sonne brennt auf der Haut. Ich lief also wacker zirka 20 Minuten durch indisches Land, bis ich zu einem der Dörfer kam die gelegentlich am Weg auftauchten. Inzwischen war ich so verzweifelt, dass ich dachte: 'Verlieren kann ich ja auch nichts mehr'. Also machte ich mich verschwitzt und fertig, mit platten Fahrradreifen ab vom Weg und auf in das Dorf. Zum Glück traf ich an einem der Brunnen ein paar Frauen. Zwar konnten die kein Englisch und ich definitiv nicht genug Bengali (und schon gar nicht die Wörter für platter Fahrradreifen...da fällt mir ein:  Vll hätten wir mal nach 'Problem' und 'Fahrrad' bei den täglichen Vokabelrunden fragen sollen....) aber das Fahrrad war (zum Glück) an sich selbsterklärend.
Mit Handgesten und Lächeln wurde ich an einen Hof verwiesen. Im Hof begrüßte mich zuerst ein bellender Hund was meinem Mut nicht unbedingt zusprach. Ich meine, an Hunde hatte ich mich hier gewöhnt, aber nicht an bellende und Hof-bewachende. Es kam aber auch ziemlich schnell ein Mann angelaufen der den Hund zur Seite nahm.

Stellt euch das ganze jetzt bitte so vor: Nachmittags gegen zwei, vom Himmel brennt die indische Sonne herab, der Hof befand sich zum Glück im Schatten von einigen Bäumen. Ihr schiebt ein kaputtes Fahrrad neben euch her und habt noch ungefähr...1/3 des Weges vor euch (klingt nicht schlimm? Erinnert euch an die Hitze!) und auf euch zu kommt ein Yogi mit, zu einem Knoten aufegtürmten, Rasta Locken und bekleidet mit nichts als einem Lendentuch. Er führte mich nach meinen doch etwas schüchternen Versuchen ihm mein Problem zu erklären zu einem weiteren Mann der vor der Hütte saß. Zuerst wurde ich mal gebeten das Fahrrad abzustellen und mich zu den beiden zu setzten. (Im Ernst, was hatte ich noch zu verlieren. Wenn schon Abenteuer, dann ganz!). Der andere Mann war nach seinem Akzent im Englischen von irgendwo in Mexiko, Spanien oder Brazilien. Während er also Joint rauchend (Jeder genießt seine Mittagspause anders) mir zuhörte wurde schließlich beschlossen sich die Sache mal näher anzuschauen.
Wie sich herausstellte war der Reifen platt. (Ach ja das erwähnte ich ja schon). Mangelns Ausrüstung pumpte man mir den Reifen so gut auf wie es ging und als ich ihnen etwas Geld geben wollte wurde lachend abgedankt und mir nur mit Gesten, Gelächter und Handzeichen verdeutlicht jetzt so shnell wie möglich so viel von meinem Rückweg zurückzulegen wie möglich bevor die Luft wieder entwichen sein würde. Was ich heldenhaft tat.

Es reichte ein Stück aber es blieb genug übrig um mir zum Schluss noch den Geschmack einer Wüstenwanderung mitzugeben.
Das Fahrrad wurde am nächsten Tag bei uns in der Nähe repariert bzw. ein ganzer Reifenwechsel fand statt.
Maries Fahrrad hatte ebenfalls mehrmals einen Platten, der Korb viel mal ab oder der Ständer. Manchmal war es auch die Kette.

An indian bike shop. He did an awesome job....maybe it's time I learn this myself?
Long maxi skirts and my backpack. Waiting for my bike
Love how it looks. Dusty soon-to-be-noon heat on sandy streets
Auf jedenfall werde ich die zwei und ihre Hilfe nie vergessen. Genauso wenig wie die Tatsache das ich an einem heißen indischen Nachmittag, alleine in einem Dorf unterwegs war und mit den beiden vor der Hüttentür gesessen habe.
Abenteuer Potenzial.

My bike with its brand new back wheel (sort of looks funny, doesn't it?) There was still use for the old one...

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